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Das Ledigenheim München

Ein aktuelles Beispiel

In München herrschte am Anfang des 20. Jahrhunderts große Wohnungsnot. Dies traf besonders alleinstehende Männer und Frauen aus den unteren Schichten, die sich oft nur ein Bett als Schlafplatz leisten konnten. Vor diesem Hintergrund wurde 1913 der Verein Ledigenheim München e.V. mit dem Ziel gegründet, ein Wohnheim für Alleinstehende zu errichten und zu unterhalten. Vorbild waren dem Verein dabei die englischen Rowton Häuser.
Verzögert durch den ersten Weltkrieg sowie die Krisenjahre zu Beginn der Weimarer Republik eröffnete der Verein 1927 ein Ledigenheim in der Bergmannstraße. Das Gebäude, das von dem Architekten Theodor Fischer entworfen wurde, war insbesondere in architektonischer Hinsicht für damalige Verhältnisse hoch modern. In seiner Struktur entsprach es jedoch weitestgehend noch dem Standard der Ledigenheime aus der Kaiserzeit. Ausnahmen waren die im Haus integrierte öffentliche Gaststätte, das Arztzimmer und die umfangreiche Bibliothek. Die räumliche Aufteilung war eine für Ledigenheime typische. So waren die Gemeinschaftseinrichtungen fast alle im Erdgeschoss, während die 510 Wohnräume in den Obergeschossen angesiedelt waren. Die Zimmer selbst verfügten alle über ein eigenes Waschbecken und wurden möbliert vermietet. Individuelle Küchen und Bäder waren in dem Konzept nicht vorgesehen. Sie sollten von den Bewohnern gemeinschaftlich genutzt werden. Theodor Fischer versuchte mit seinem Entwurf so nicht nur ein gesundes, sondern auch kostengünstiges Wohnen zu ermöglichen. Die Miete konnte mit 35Pfennig pro Nacht günstiger als in anderen Ledigenheimen angesetzt werden.

Am Abend vor der Eröffnung fasste der damalige Aufsichtsratsvorsitzende des Vereins die Ziele für das Wohnheim folgendermaßen zusammen: „Das Heim soll … ledigen Menschen ohne jeden Unterschied ein gesundes, heimeliges Wohnen und Schlafen ermöglichen, es soll das in München bieten, was sich auswärts vielfach bewährt hat. In Berlin, z.B. gibt es zahlreiche Ledigenheime, die jahraus, jahrein mit Dauermietern voll besetzt sind. Da wohnen Arbeiter, Angestellte, Studenten, Invaliden friedlich und ohne sich zu stören miteinander, manche seit vielen Jahren, verstockte Junggesellen, meistens aber auf Monate und Jahre, bis sie sich ein größeres Zimmer mieten oder einen Haushalt gründen können. So wollen wir es auch in München halten. Das Heim bietet in den Schlafzimmern, wie in den Gesellschaftsräumen, in der Wirtschaft und in den Bädern gewiss viel Angenehmes, aber ein junger Mann, der weiter will, wird nicht sein Leben lang darin bleiben. Wir wollten keine Junggesellenfabrik schaffen, sondern nur denen, die noch nicht so weit sind, sich ganz auf eigene Füße zu stellen, ein einfaches, angenehmes Wohnen für eine Übergangszeit ihres Lebens ermöglichen. Außerdem aber wollen wir für die alten Männer sorgen, die ohne Familie und Heim oft ein trauriges Dasein verbringen. Im Großen und Ganzen soll das Haus so verwaltet und betrieben werden, wie ein gutes, solides Hotel.“

Vorstellung des Vereins war es, nach dem Bau des Männerwohnheims weitere Wohnheime, auch solche für Frauen, errichten zu lassen.
Das Ledigenheim besteht gegenwärtig aus 382 Zimmern und bietet auch heute noch ledigen Männern, darunter Arbeiter, Angestellte so wie Auszubildende, eine gemeinschaftliche, kostengünstige Wohn-möglichkeit. Das Münchner Ledigenheim ist durch seine zentrale Lage, die umfangreichen Service- und Dienstleistungsangebote und die günstige Miete bis heute sehr beliebt. Der Verein Ledigenheim München e.V. ist auch heute noch Betreiber des Wohnheims in München.

Das Ledigenheim in München in der Bergmannstraße