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NUTZERGRUPPEN

Das Ledigenheim wurde früher von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Berufsgruppen und Gruppierungen genutzt. Durch eine Erweiterung des Konzeptes könnte das Ledigenheim auch in Zukunft als Wohnraum, Stadtteilraum und durch die von hier ausgehenden Dienstleistungen wieder den verschiedensten Menschen zur Verfügung stehen.
Menschen aus dem Stadtteil begegnen sich in den Gemeinschaftsräumen zu kulturellen Veranstaltungen. Kulturinteressierte und Schulklassen kommen, um sich das denkmalgeschützte Ledigenheim anzuschauen und nutzen die Angebote des Lernorts, Touristen erkunden von hier aus die Stadt und 80-90 Menschen dient das Ledigenheim als zentrumnahes Zuhause.

Die Bewohner

Das Ledigenheim hat immer als Zuhause für Alleinstehende und Durchreisende gedient. In der Hauptsache waren dies früher Männer mit auf Seefahrt und den Hafen bezogenen Berufen. Diese gibt es aufgrund der Veränderungen in Hafen und Seefahrt in dieser Form als Zielgruppe heute und wahrscheinlich auch in Zukunft nicht mehr. Die verbleibenden Männer mit diesem Hintergrund sind heute im Ruhestand und verbringen im Ledigenheim ihren Lebensabend. Neben diesen zwanzig Altbewohnern, die hier zum Teil schon über vierzig Jahre leben, gibt es zurzeit noch zwanzig Bewohner, die mittlerweile seit zehn bis zwanzig Jahren im Ledigenheim wohnen und vierzig Bewohner, die seit März 2012 eingezogen sind.
Das Haus hat aktuell eine stark gespalten Bewohnerschaft. Dies ist eine Folgeerscheinung der Eingriffe in die Verwaltungs- und Vermietungspolitik des letzten Jahrzehnts. So hat bereits die frühere Hausverwaltung versäumt, durch die Neuvermietung der Zimmer eine lebendige und durchmischte Hausgemeinschaft zu erhalten und die mangelnde Instandsetzung des Hauses potentielle Anwärter abgeschreckt. Die aktuelle Verwaltung, Theodor Schöne, hat zudem als neue Zielgruppe dringlich Wohnungssuchende und Menschen in schwierigen Lebenslagen für sich entdeckt, die in ihrer Not trotz des maroden Zustands Räume anmieten und für die der Staat die Miete von aktuell über 20 Euro netto kalt pro m2 übernimmt. Dadurch ist es im Haus neben der großen Zahl älterer Bewohner zu einer Ansammlung von Menschen in schwierigen Lebenslagen gekommen, was durch die vertragswidrige Abschaffung der Serviceleistungen und die damit versäumte soziale Betreuung zu erheblichen Konflikten im Haus und in der Nachbarschaft geführt hat. Der Umgang mit diesen Konflikten und Problemen und die Suche nach gezielter Hilfestellung und Betreuung, z.B. in Kooperation mit sozialen Trägern, wird notwendig sein und stellt aktuell eine der größten Herausforderungen dar. Das jahrzehntelange Funktionieren des Hauses und der Wohnform hing bisher entscheidend von der Zusammensetzung der Hausgemeinschaft ab. Dies wird auch in Zukunft so sein. Es sollte besonders darauf geachtet werden, dass Menschen ins Haus ziehen, die hier auch einziehen wollen. Das Haus bringt durch die vergleichbar günstige Wohnmöglichkeit die Gefahr mit sich, dass weiterhin Menschen aus Notlagen heraus hier einziehen, obwohl sie in dieser speziellen Wohnform eigentlich gar nicht wohnen wollen und zum Teil auch die Fähigkeiten, die dafür notwendig sind, nicht mitbringen.

Es gibt eine Reihe von Gruppen, für die eine solche Wohnform interessant sein könnte. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, auf eine ausreichende Durchmischung zu achten und das Ledigenheim für Menschen unterschiedlicher Lebensphasen, Lebenserfahrungen und Lebensrealitäten zu öffnen. Vermietet werden könnte sowohl an einzelne Menschen, aber auch in Kooperation mit Trägern, Institutionen oder Firmen, die einzelne Zimmer oder Zimmerkontingente fest übernehmen, zum Beispiel durch gezieltes Ansprechen von Baufirmen, die für eine Bauphase Zimmer anmieten, das Studentenwerk oder Unternehmen, die für ihre Auszubildenden hier Zimmer anmieten. Traditionell ist das Haus ein Männerwohnheim, die Öffnung des Hauses für Frauen ist für die Zukunft aber nicht auszuschließen, insbesondere da in den letzten Jahren bis zu drei Frauen regelmäßig im Haus gewohnt haben. Die Lebendigkeit des Hauses wird vor allem von der Flexibilität des Konzeptes und der Hausgemeinschaft abhängen. Gegenwärtig sollte das Haus, so denken wir, soweit es die Hausgemeinschaft verträgt grundsätzlich für alle offen sein und jungen wie alten Menschen ein dem Zentrum und dem Hafen nahes Zuhause bieten. Aktuell könnte das Ledigenheim insbesondere für folgende Nutzergruppen interessant sein:

Auszubildende, Studenten: Besonders für Studenten und Auszubildende besteht in Hamburg ein großer Bedarf an günstigem Wohnraum, insbesondere im Stadtzentrum. Auf die im Ledigenheim bereits strukturell vorhandene klassische Wohnheimstruktur lässt sich aufbauen und durch gezielte Modernisierungsmaßnahmen und einen stärkeren Fokus auf Gemeinschaftsangebote eine zusätzliche Wohnmöglichkeit für diese Menschen schaffen. Im Haus besteht eine große Offenheit diesen Gruppen gegenüber. Viele der aktuellen Bewohner wünschen für sich und das Haus neue Impulse und jüngere Mitbewohner.

Temporär Anwesende, Pendler, Monteure: Mobilität spielt heute eine immer größere Rolle. Für Menschen, die berufsbedingt temporär in Hamburg sind oder hierher pendeln, jedoch nicht in der Anonymität der Großstadt untergehen wollen, bietet sich das Ledigenheim an. Die möblierten Zimmer im Haus und die angebotenen Dienste könnten dieser Zielgruppe den Aufenthalt bequem und unkompliziert gestalten.
Alleinstehende, Geringverdiener: Ledige Individualisten, die jedoch nicht auf Gesellschaft verzichten wollen, finden im Ledigenheim genauso einen Platz wie Menschen, die nur wenig Geld für eine Wohnung bezahlen können oder wollen.

Senioren: Im Ledigenheim haben in der Vergangenheit viele Menschen bis an ihr Lebensende gewohnt. Auch derzeit leben etwa dreißig Rentner mit dieser festen Absicht im Haus. Das Haus und die Verwaltung entsprechen jedoch zurzeit weder altersspezifischen Bedürfnissen noch den heute üblichen Standards. Durch eine Berücksichtigung dieses Umstands bei der künftigen Planung, sowohl baulich als auch organisatorisch, z.B. bei der Suche von Kooperationspartnern, könnte das Haus ein selbst bestimmtes Leben im Alter ermöglichen.

Wohnungslose und Menschen in schwierigen Lebenslagen: Das Haus hat in der Vergangenheit immer auch Menschen dabei geholfen wieder Fuß zu fassen, insbesondere solange die Gemeinschaft stabil und intakt war. Das Ledigenheim könnte auch in Zukunft als Übergangsdomizil, aber auch als langfristiges Zuhause mit einer entsprechenden fachlichen Begleitung Menschen eine Perspektive bieten.