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Die Baugeschichte

Einleitung

Die Hamburger Baugeschichte und die Hamburger Sozialgeschichte sind stark miteinander verflochten. So lassen sich eine Reihe sozialreformerischer Versuche unmittelbar an bestimmten Bautypen und am Stadtbild ablesen.
In der Regel wird angenommen, dass Architekten, Stadtplaner oder politische Persönlichkeiten das Stadtbild prägen. Doch auch Gesetze und Verordnungen sowie finanzpolitische Interessen spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Gerade in der Kaufmannsstadt Hamburg sind Wohnungs- und Grundstücksspekulation nicht unbedeutend und lassen sich bis in die Grundrisse hinein verfolgen. Es wurden zwar immer auch Baugesetze und Kreditvergaben zum Schutz der Bevölkerung erlassen, welche aber häufig im Sinne des Markt und nicht im Sinne des Bürgers interpretiert wurden. Diese Prozesse verliefen in Etappen, die insbesondere zu Beginn des Jahrhunderts eine Entwicklung hin zu einer sozial gerechteren, mehr auf die Bedürfnisse der
Arbeiterschaft eingehenden Politik erkennen lassen. Auch das Ledigenheim in der Rehhoffstraße ist Teil dieser reformerischen
Entwicklung, spiegelt es doch sowohl als Bautyp, als auch in seiner Organisationsstruktur die jeweiligen zeitgeschichtlichen Forderungen wider. In Hamburg galt es zu dieser Zeit sowohl in ästhetischer als auch in sozialer und hygienischer Hinsicht für den »kleinen Mann« bessere Wohnbedingungen und insgesamt ein Umfeld des Lichtes und der Luft zu schaffen. Diesen Idealen verpflichtet beauftragte der »Bauverein zu Hamburg«, eine gemeinnützige Aktiengesellschaft, die ebenfalls aus dem Reformgedanken entstanden war, die Architekten Ernst Vicenz und Wilhelm Behrens mit der Schaffung einer Wohnanlage mit Kleinstwohnungen für Alleinstehende und kleine Familien. Hiermit wollte man neben einer Reihe anderer gemeinnützig tätiger Bauträger einen Gegenpol zur rein gewinnorientierten Privatbauwirtschaft schaffen und traf auf eine günstige politische Ausgangssituation. So entstanden in dieser Zeit und aus diesem Geist zahlreiche Beispiele reformistischer Architektur für die Bevölkerung, aber auch Prestigebauten und architektonische Hochkultur, die bis heute für die Hamburger Baukultur und das Hamburger Stadtbild maßgeblich sind.

Pasmannstraße, Ecke Rehhoffstraße um 1914